Wichtige Drucktechniken: die Lithografie – Teil 1
Wir beschäftigen uns im Rahmen unserer verlegerischen Tätigkeit auch theoretisch mit den klassischen Drucktechniken. In unserem Blog bringen wir Beiträge über Lithografie, Siebdruck, Radierung und andere handwerkliche Techniken der Druckkunst. Einfach zusammengefasst und auch für Laien gut verständlich.
Geschichte und Geographie
Die Lithografie ist eine der wichtigsten und aufwändigsten Vervielfältigungstechniken in der Grafik. Der Begriff „Lithografie“ kommt vom altgriechischen λίθος (lithos = Stein) und γράφειν (graphein = schreiben). Erfunden wurde sie 1798 in Deutschland von dem Studenten der Rechtswissenschaften Alois Senefelder, der nach einer günstigen Möglichkeit gesucht hatte, seine eigenen Theaterstücke zu vervielfältigen. Senefelder nannte seine Erfindung „Chemische Druckerey“. Ab 1803 wurde die neue Technik in Frankreich Lithografie genannt.
Die Chemie muss stimmen
Das Verfahren der Lithografie beruht auf der chemischen Trennung von Wasser und Fett. Als Druckplatte wird ein plan geschliffener Stein verwendet, wobei die fett-abstoßende Eigenschaft des Steines eine wesentliche Rolle spielt. Das Motiv wird mit fetthaltiger Tusche oder Kreide auf den Stein aufgebracht, der anschließend mit Ätzflüssigkeit behandelt wird. Der feuchte Stein wird sodann mit einer fetthaltigen Druckerfarbe eingewalzt, die nur an jenen Stellen haften bleibt, an denen die Zeichnung aufgebracht wurde. Anschließend wird ein befeuchtetes Papier auf den Stein gelegt und das Motiv bei hohem Pressdruck auf das Papier übertragen. Die Lithografie gehört zu den Flachdruckverfahren. Im Gegensatz anderen Druckverfahren liegen sowohl zu druckende als auch nicht zu druckende Partien in einer Ebene.
Der ideale Stein
Die Kalksteinplatten für die Lithografie kommen vorwiegend aus Solnhofen in Deutschland, Dijon in Frankreich und Solothurn in der Schweiz. Die Solnhofer Kalksteinplatten gelten nach wie vor als die besten für die Lithografie. Ganz entscheidend für die Qualität des Druckergebnisses ist die Dichte des Steins. Je dichter seine Konsistenz, desto schärfer der Druck.
Die Steine müssen für jeden neuen Druck geschliffen und abgewaschen werden. Im Video ist Rudi Hörschläger, Lektor an der Universität für angewandte Kunst in Wien, beim Schleifen der Drucksteine zu sehen. Nach jedem Gebrauch wird das vorige Druckbild durch Aneinanderreiben der Steinplatten weggeschliffen und abgewaschen. Die Steine können so lange wiederverwendet werden, bis sie für den Gebrauch zu dünn werden. Bis es so weit ist, vergehen allerdings Jahrzehnte. Übrigens: das größte Lithografie-Steinlager der Welt ist mit 26.634 Steinen der Steinkeller im Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung Bayern.
Im 2. Teil unseres Beitrags zur Lithografie lesen Sie, wie die Farben auf den Stein und auf das Papier gebracht werden.